Keimfalle Schnuller???

"Spucke ist das beste Desinfektionsmittel". Nach diesem Motto reinigen unzählige Eltern den Schnuller ihres Babys, indem sie ihn selbst kurz benutzen. So ganz falsch ist diese Einstellung wohl nicht. Der elterliche Speichel enthält wichtige Enzyme, Elektrolyte und Proteine. Durch die Übertragung harmloser Keime von gesunden Eltern wird wahrscheinlich eine gewünschte Immunreaktion bewirkt, die möglicherweise hilft, denSäugling vor Allergien oder Exzemen zu schützen. Das Immunsystem lernt so frühzeitig, "gute" und "schlechte" Mikroorganismen zu unterscheiden und vermeidet so vielleicht eine zu heftige überschießende Reaktion auf alltägliche Kontaktstoffe. Die von Zahnärzten befürchtete Ansteckung mit Karieskeimen kann hier noch keine Rolle spielen, solange das Baby noch keine eigenen Zähne hat. Und bei Kleinkindern müssen die auf diese Art übertragenen Kariesbakterien zumindest noch genügend mit Süßem gefüttert werden, und genügend Zeit muss vergehen, um an den Zähnen Schäden zu verursachen. Voraussetzung ist natürlich ein gepflegter und kariesfreier Elternmund mit nicht erhöhtem Nachweis von Streptokokkus mutans Bakterien. Insofern ist die aus den 1990er Jahren stammende bisweilen restriktive Warnung vor Speichelkontakt zwischen Mutter und Kind nicht mehr undifferenziert aufrecht zu erhalten. Diese Zusammenhänge sind natürlich auch auf das gemeinsame Benutzen des Breilöffels übertragbar. Und auf die Idee, dem Kind aus Angst vor "Ansteckung mit Karies" einen Kuss vorzuenthalten, sollten Eltern nie kommen (siehe auch vorhergehender Artikel).

Quellen: Dr.J.Berg, American Academy of Pediatric Dentistry;
Studie der Universität Göteborg, 2012.